Der Mensch im Blick

Der Mensch im Bild

Ob Röntgen oder Ultraschall, Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT): Die technischen Möglichkeiten, Bilder vom Innern des Menschen zu erzeugen, haben sich seit Ende des 19. Jahrhunderts rasant weiterentwickelt. Neben den klassischen statischen zweidimensionalen Röntgenbildern sind heute drei- und vierdimensionale Darstellungen sowie die Beobachtung körperlicher und physiologischer Prozesse in Echtzeit möglich.

Radiologische Verfahren der Bildgebung kommen meist vor und nach einer Behandlung zum Einsatz. In der Interventionellen Radiologie wird auch während einer medizinischen Behandlung, beispielsweise von Gefäßverschlüssen, das Innere der relevanten Körperregion sichtbar gemacht und der Therapieerfolg somit unmittelbar kontrollier- und darstellbar. Das Bild vom Innern eines Menschen wurde durch die Möglichkeit seiner Archivierung vergleichbar mit den Bilddaten anderer Menschen. Seit Beginn der Disziplin erheben Radiologinnen und Radiologen auf dieser Grundlage, nämlich dem Vergleich von Normalbefund und pathologischem Bild, Befunde wie zum Beispiel Knochenbrüche oder Fehlbildungen des Skeletts. Gefordert war und ist dabei neben einer breiten allgemeinmedizinischen Bildung die Bereitschaft, interdisziplinär zu arbeiten und sich das Wissen anderer Fachdisziplinen anzueignen, zu nutzen und in die Bildbeurteilung unmittelbar einfließen zu lassen. Mit der Spezialisierung der medizinischen Disziplinen ging somit auch eine Spezialisierung der Radiologie einher, die heute von der kardiovaskulären Radiologie bis zur Kinder- oder Notfallradiologie reicht.

Durch das Fortschreiten der Präzisionsmedizin kommt die Radiologie ihrem Ideal ein gutes Stück näher, auf der Grundlage des individuellen Bildes eines Menschen auch eine ihm angemessene Behandlung zu finden. Der Einsatz digitaler Analysen von Bilddaten im Forschungsgebiet „Radiomics“ sowie die Verknüpfung dieser komplexen Bilddaten mit weiteren patientenbezogenen Metadaten bietet heute die Chance, Therapieentscheidungen zu optimieren und individualisierte Strategien zur Behandlung und Verlaufskontrolle bei Krebserkrankungen zu entwickeln. Dabei wird eine hohe Anzahl unterschiedlicher Bildmerkmale in Korrelation zu molekularbiologischen und klinischen Differenzierungsmerkmalen gesetzt. Die fortschreitende Digitalisierung und die dadurch möglich werdende Kombination vieler Patienten- und Bilddaten macht die Radiologie noch stärker zu einem zentralen interdisziplinären und integrativen Fach innerhalb der klinischen Medizin, das präzise Diagnosen und Voraussagen ermöglicht, Therapien anbietet, Krankheitsverläufe beobachtet und damit eine solide Entscheidungsgrundlage für die kontinuierliche Begleitung des Patienten darstellt.