INTERVIEW

Arbeitsgemeinschaft Notfallradiologie gegründet

Seit Kurzem gibt es in der Deutschen Röntgengesellschaft eine neue Arbeitsgemeinschaft, die ihren Schwerpunkt auf die Notfallradiologie legen wird. Der AG Notfallradiologie steht PD Dr. Katharina Müller-Peltzer vor, Leiterin der Sektion Notfall- und intensivmedizinische Bildgebung der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie des Universitätsklinikums Freiburg. Warum braucht es eine solche AG? Unter anderem das haben wir Dr. K. Müller-Peltzer gefragt.

PD Dr. Katharina Müller-Peltzer @ PrivatFrau Dr. Müller-Peltzer, warum haben Sie die AG Notfallradiologie gegründet?

Zwischen der Notfall-/intensivmedizinischen Bildgebung und der Elektivbildgebung gibt es einige wichtige Unterschiede, etwa instabile Patientinnen und Patienten, unklare Auffindesituationen, unbekannte Patientenhistorien, multiple Fremdmaterialien in und an den Patientinnen und Patienten, Kontrastmittelgaben trotz Kontraindikationen, akuter Zeitdruck, zum Teil unplanbarer Workload oder die Durchführung der Bildgebung in Anwesenheit meist mehrerer Fachdisziplinen. Diese Dinge machen die Arbeit in der Notfall- und intensivmedizinischen Bildgebung spannend, zugleich stellen sie eine Herausforderung dar. Nachdem ich 2020 die Leitung der Notfall- und intensivmedizinischen Bildgebung am Uniklinikum Freiburg übernehmen durfte, wurde ich zunehmend neugierig, wie Kolleginnen und Kollegen mit diesen Herausforderungen umgehen und welche strukturellen und organisatorischen Lösungen sie gefunden haben. Ich wünschte mir ein Forum zum Ideenaustausch und zur Diskussion, das ich nun mit der AG Notfallradiologie begründen konnte. Sie befasst sich, anders als andere AGs der DRG, organübergreifend mit allen Akuterkrankungen und vereint Ansprechpartnerinnen und -partner verschiedener Bereiche. So setzt sich der Gründungsvorstand aus Kolleginnen und Kollegen mit Berufserfahrungen in städtischen Häusern, Praxen, Universitätsklinika und BG-Kliniken zusammen.

Welche Ziele verfolgt die AG?

Ein vorrangiges Ziel der AG ist es, ein Netzwerk von Kolleginnen und Kollegen zu knüpfen, die für die Notfallradiologie an ihren Kliniken zuständig sind oder sich für dieses Thema interessieren. Basierend auf diesem Netzwerk soll nicht nur ein Erfahrungsaustausch ermöglicht werden, sondern auch gegenseitige Kurzhospitationen, um Organisationsstrukturen an anderen Kliniken kennenzulernen. Interessierten Kolleginnen und Kollegen wollen wir die Möglichkeit bieten, sich in der Notfall- und intensivmedizinischen Bildgebung weiterzubilden oder ihr Wissen aufzufrischen.

Neben den häufigen Erkrankungen, den „Klassikern aus dem Dienst“, werden wir in einer gesonderten Fallsammlung auch Krankheitsbilder abbilden, die in spezialisierten Zentren gebündelt werden, außerhalb dieser Zentren jedoch seltener auftreten. Ferner möchten wir Protokollempfehlungen zur Bildgebung nach Reanimation erarbeiten und hier den Prozess der Standardisierung unterstützen. Zudem möchten wir einen Fokus auf die Kommunikation im Akutsetting legen und insbesondere unsere jüngeren Kolleginnen und Kollegen dabei unterstützen, sich in diesem Setting wohlzufühlen und klar zu kommunizieren. Weitere Themen sind die „preparedness“ für den Massenanfall von Verletzten und Naturkatastrophen und Strukturierte Befundung von Notfallbefunden.

Wie wird die Zusammenarbeit mit anderen AGs der DRG, anderen radiologischen Gesellschaften und vielleicht auch mit anderen Fachdisziplinen aussehen?

Die Zusammenarbeit wird über Kooptierungen von Mitgliedern anderer AGs initiiert. Auf die gemeinsame Arbeit freuen wir uns sehr, sie wird unsere AG vorantreiben.

Die Zusammenarbeit mit den anderen AGs der DRG sowie mit der Deutschen Gesellschaft für Neuroradiologie, der Deutschen Gesellschaft für Interventionelle Radiologie, der Gesellschaft für Pädiatrische Radiologie sowie der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Technologinnen und Technologen für Radiologie wird einen zentralen Punkt in unserer AG-Arbeit einnehmen. Dass wir mit unserer AG eine Notfallsession im MTR-Programm auf dem Deutschen Röntgenkongress 2024 mitgestalten dürfen, freut mich sehr.

Auch sind wir sehr an der Mitarbeit von Kolleginnen und Kollegen aus anderen Fachdisziplinen interessiert und laden diese zu einer Zusammenarbeit ein. Den Anfang hat ein sehr geschätzter Kollege aus dem Uniklinikum Freiburg gemacht: PD Dr. med. Dawid Staudacher ist stellvertretender ärztlicher Leiter der Internistischen Intensivmedizin und vereint Expertisen in Innerer Medizin, Kardiologie, internistischer Intensivmedizin und Notfallmedizin.

Warum sollte man Mitglied in der neuen AG werden?

Eine Mitgliedschaft in der AG Notfallradiologie ist für alle Kolleginnen und Kollegen geeignet, die, wie wir, für die Themen der Notfall- und intensivmedizinischen Bildgebung „brennen“. Wir wünschen uns Mitglieder aus allen Ausbildungsjahren und aus allen Versorgungsstrukturen. Denn Notfallradiologie ist überall und es ist daher besonders wichtig, dass wir die Perspektiven und Erfahrungen aus allen Bereichen einfließen lassen können. Ich kann nur allen Interessierten empfehlen, Mitglied in unserer AG zu werden und an uns, dem Vorstand, mit dem Wunsch nach Mitgestaltung heranzutreten. Wir freuen uns auf Sie und Euch!

Haben Sie Interesse an einer Mitarbeit in der AG Notfallradiologie? Wenden Sie sich gerne an PD Dr. Müller-Peltzer über diese E-Mail-Adresse: katharina.mueller-peltzer@uniklinik-freiburg.de