Acht Wege für eine Radiologie ohne Grabenkämpfe

Grabenkämpfe sind in der Medizin nichts Neues und auch die Radiologie bekommt in ihrem Kampf um die Behauptung ihres Fachgebiets Konkurrenz, da andere Fachbereiche wie die Kardiologie und Orthopädie mittlerweile Verfahren zur Anwendung bringen wollen, die einst allein Radiologen vorbehalten waren. Aber wie kann die Radiologie Grabenkämpfe auf proaktive Weise abwehren, anstatt nur passiv zu reagieren?

Die Radiologie muss ihre Rolle als klinischer, und eben nicht als rein diagnostischer Fachbereich annehmen, um mit Vorstößen auf ihr Fachgebiet von außen umgehen zu können. Außerdem müssen Radiologen sich zu internem Zusammenhalt verpflichten, so Univ.-Prof. Dr. Christian Loewe von der Medizinischen Universität Wien. Er sprach beim ECR 2017 in der vergangenen Woche über das Thema.

„Wir benötigen eine klare Analyse der Stärken und Schwächen des Fachbereichs und müssen im Hinterkopf behalten, dass wir in erster Linie Radiologen sind“, meinte er. „Grabenkämpfe sowohl außerhalb als auch innerhalb der Radiologie schwächen uns nur.“

Acht Wege, um Grabenkämpfe zu gewinnen

Radiologen müssen intelligente Wege für den Umgang mit Grabenkämpfen finden, bei denen es nicht darum gehen darf, einen anderen Fachbereich zu bekämpfen – ein Vorgehen, das sich nach Meinung Loewes negativ auf die Patientenversorgung auswirken kann. Deshalb stellte er acht proaktive Maßnahmen vor, durch die sich Radiologen ihren rechtmäßigen Platz in der Versorgungskette sichern können:

1.    Seien Sie einen Schritt voraus. Radiologen müssen die Grenzen ihres Fachbereichs stetig erweitern und nach neuen Verfahren und Therapien Ausschau halten. „Es gibt keine natürlich definierten Grenzen unseres Fachbereichs und das können wir ausnutzen“, so Loewe.

2.    Bieten Sie neue Verfahren an. Nach der Einführung oder Entwicklung eines neuen Verfahrens, einer Untersuchung oder Behandlung, sollten Sie diese auch anbieten. „Wenn wir überweisende Ärzte von dem Nutzen einer Untersuchungsmethode erzählen, diese dann jedoch nicht anbieten, bieten wir anderen die Möglichkeit, diese Lücke an unserer Stelle zu schließen“, erklärt er.

3.    Seien Sie ansprechbar. „Wir müssen den Wechsel von der diagnostischen hin zur klinischen Radiologie schaffen und die Initiative als Fürsprecher für unsere Patienten ergreifen“, so Loewe. „So verhindern wir, dass wir eines Tages durch Maschinen ersetzt werden.“

4.    Bilden Sie sich weiter. „Unsere Qualifikation und Ausbildung sind die Grundlage für unseren Erfolg“, meint Loewe.

5.    Spezialisieren Sie sich. Der Bereich der diagnostischen Bildgebung ist mittlerweile viel zu groß für die allgemeine Radiologie, um alles abdecken zu können“, erklärt Loewe. Eine weitere Spezialisierung ist daher der Schlüssel zum Erfolg der Radiologie – aber achten Sie auf Ausgewogenheit. „Wir sind in erster Linie Radiologen – die Subspezialisierung ist lediglich eine Ergänzung“, meint er.

6.    Halten Sie zusammen. Die Radiologie muss nach Loewes Ansicht zusammenstehen, anstatt sich in weitere Fachbereiche zu zersplittern. „Wir brauchen keine Grabenkämpfe zwischen radiologischen Subspezialisierungen, die unsere Stärke unterminieren“, so Loewe.

7.    Sorgen Sie für Transparenz. Dokumentieren Sie, was die Radiologie zum Gesundheitssystem beiträgt und für die Patienten bedeutet. Teilen Sie Ihre Erkenntnisse dann mit überweisenden Ärzten und Krankenhausverwaltungen, empfiehlt Loewe.

8.    Bleiben Sie patientenorientiert. Der Patient sollte immer im Mittelpunkt des Interesses des Radiologen stehen. „Der Patient zuerst“, so Loewe.

Was lässt sich daraus schließen? Kämpfe um Fachbereichsgrenzen – ob innerhalb oder außerhalb des Fachbereichs – können sich negativ auf die Patientenversorgung auswirken.

„Letzten Endes sollten ein Verfahren oder eine Behandlung immer von der am besten qualifizierten Person durchgeführt werden“, schlussfolgert er. „Deshalb sollten wir sicherstellen, dass in so vielen Fällen wie möglich die Radiologen die qualifiziertesten Anbieter sind.“


Anmerkung der Redaktion: Dies ist eine Übersetzung eines englischsprachigen Artikels von Kate Madden Yee, der online auf der Webseite von Aunt Minnie Europe erschienen ist. Hier finden Sie den Originalartikel.