Größter Neuroradiologen-Kongress Europas tagt in Köln

Von der Schlaganfallbehandlung bis zur Diagnostik der Epilepsie

Köln, 10. Oktober 2013 – Neuroradiologen sind längst nicht mehr ausschließlich Diagnostiker, die Krankheiten Professor Dr. med. Arnd Dörfler, Kongresspräsident neuroRAD 2013 DRGdes Zentralnervensystems mittels Bildgebung beurteilen. Zunehmend sind sie heute Therapeuten: Schwere Schlaganfälle oder Gefäßaussackungen im Gehirn werden immer häufiger mittels schonender interventionell-neuroradiologischer Verfahren behandelt. Die neuesten Erkenntnisse und Studien zur Kathetertherapie beim Schlaganfall werden deshalb einen Schwerpunkt von neuroRAD 2013, der 48. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Neuroradiologie, bilden. Weitere Kernthemen des Kongresses sind die Diagnostik der Multiplen Sklerose und der Epilepsie. So werden die Experten etwa diskutieren, welche erweiterten Bildtechniken die Diagnose und Therapie des Krampfleidens verbessern können. neuroRAD ist Europas größter Kongress für Neuroradiologie. Er wird dieses Jahr in Kooperation mit der Österreichischen Gesellschaft für Neuroradiologie veranstaltet und findet vom 10. bis 12. Oktober 2013 in Köln statt.

Epilepsie ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen. In Deutschland leiden etwa 0,7 bis 0,8 Prozent der Bevölkerung, mehr als 500 000 Menschen, an dem Krampfleiden. Betroffene, bei denen Medikamente nicht anschlagen, können oftmals durch eine Operation von der Erkrankung befreit werden. Dies ist dann möglich, wenn die epileptischen Anfälle durch sogenannte Läsionen, also Gewebeveränderungen, in einem Teil des Gehirns ausgelöst werden. Neuroradiologen können diese Läsionen mittels Magnetresonanztomografie (MRT) erkennen, die dann chirurgisch entfernt werden. Doch Standard-MRT-Untersuchungen reichen oft nicht aus, um Epilepsieläsionen zu entdecken. „Kann die Epilepsie auslösende Läsion identifiziert werden, ist durch einen chirurgischen Eingriff häufig eine Heilung möglich. Ein Schwerpunktthema von neuroRAD 2013 ist daher die Epilepsiebildgebung unter anderem mit neuen Bildbearbeitungstechniken, die eine zuverlässigere Diagnostik von Epilepsieläsionen ermöglichen“, sagt Professor Dr. Arnd Dörfler, Leiter der Abteilung für Neuroradiologie am Universitätsklinikum Erlangen und Kongresspräsident von neuroRAD 2013.

Ein weiteres Kernthema des Kongresses ist der Schlaganfall und hier konkret die Wiedereröffnung verschlossener Hirngefäße durch den Neuroradiologen. Etwa 200 000 Menschen erleiden in Deutschland jährlich einen Schlaganfall, der in den meisten Fällen durch ein Blutgerinnsel ausgelöst wird, das ein Hirngefäß verstopft. Bei der sogenannten Neurothrombektomie wird das Gerinnsel mittels eines Katheters minimal-invasiv, von der Leiste aus, aus dem Gefäß „gezogen“. Doch wann ist die Methode der medikamentösen Therapie überlegen und für welche Patienten kommt sie infrage? Im Rahmen von neuroRAD diskutieren Experten die neuesten Studienerkenntnisse zur neuroradiologischen Schlaganfallbehandlung.

Auf dem Programm der gemeinsamen Tagung von DGNR und ÖGNR stehen außerdem entzündliche Erkrankungen des Zentralnervensystems, etwa Multiple Sklerose, und die Möglichkeiten und Fortschritte der Bildgebung in Diagnostik und Therapie. Weitere Kongress-Highlights sind die Vorträge hochkarätiger internationaler Referenten, etwa von Professor Anne G. Osborn, USA, der Grande Dame der Neuroradiologie. „In diesem Jahr stellen wir erstmals ausgewählte Kongressvorträge und Industriesymposien auf Video im Internet zu Verfügung, so dass Teilnehmer die Möglichkeit haben, verpasste oder parallel stattfindende Veranstaltungen nachträglich abzurufen“, so Professor Dörfler.

Wie in den Vorjahren werden neben Neuroradiologen und Radiologen aus Klinik und Praxis auch ausgewiesene Referenten benachbarter Fachrichtungen, etwa Neurologen, Neurochirurgen und Nuklearmediziner, Vorträge halten. Ein spezielles Kongressprogramm richtet sich zudem gezielt an die radiologisch-technischen Assistenten. Und auch interessierte Laien können im Rahmen von neuroRAD die „Faszination Gehirn“ ergründen: Vom 10. bis 12. Oktober 2013 ist vor dem Gürzenich Köln ein begehbares Gehirnmodell ausgestellt, das anschaulich über Aufbau und Funktion der Steuerzentrale unseres Körpers informiert und unterschiedliche Krankheitsbilder und deren Auswirkungen auf Körper und Psyche sicht- und begreifbar macht. Neuroradiologen stehen für Fragen von Interessierten rund um das Gehirn zu Verfügung.