Interview mit PD Dr. Dr. Stefan Wirth

"Dem Nachtdienst den Schrecken nehmen"

PD Dr. Dr. med. Stefan Wirth, wissenschaftlicher Leiter der „Fit für den PD Dr. Dr. med. Stefan Wirth DRGFacharzt“-Veranstaltung „Notfall ohne Krise“ am 02.11.2013 in Berlin über die Bedeutung der Notfallradiologie  

Warum ist das Thema Notfallradiologie bereits in der Weiterbildung so relevant?

Spätestens im ersten Nachtdienst wird klar, dass sie wichtig ist: Plötzlich ist man gefordert, zügig selbst zu entscheiden und sieht sich einer großen Erwartungshaltung der benachbarten Fachdisziplinen direkt gegenüber. Deshalb stehen gerade zu Beginn der Weiterbildung viele Radiologen der Notfallradiologie oft zu Recht mit Ehrfurcht und manchmal zu Unrecht mit Furcht gegenüber. Wahrscheinlich hängt mit dieser „Angst“ auch zusammen, dass die Notfallsituation fast immer wesentlicher Bestandteil der Facharztprüfung ist. Gerade deswegen ist der frühe Kontakt zur Notfallradiologie von zentraler Bedeutung für Weiterbildungsassistenten, egal ob diese noch am Anfang ihrer Weiterbildungszeit oder kurz vor der Facharztprüfung stehen. Dadurch entstehen Berührungs- oder Prüfungsängste möglichst erst gar nicht. Vielmehr soll ja die Neugier auf diesen hochinteressanten Bereich geweckt werden.

Welche wichtigen Vorteile bringt der Besuch der Veranstaltung „Notfall ohne Krise“ den Ärztinnen und Ärzten in Weiterbildung?

Wir wollen mit dieser Veranstaltung vor allem erreichen, dem Nachtdienst den Schrecken zu nehmen und den jüngeren Kollegen zu zeigen, wie viel Herausforderung und Interessantes in diesem Fachgebiet steckt. Gemäß der „Fit für den Facharzt“-Reihe der DRG ist dies aber auch ein Kompaktrepetitorium für den Bereich Notfallradiologie in der Facharztprüfung. Es gibt einen eintägigen Kompaktkurs mit hochkarätigen Referenten. Im Mittelpunkt stehen die Themen Besonderheiten von Notfall-Untersuchungsprotokollen, Polytrauma- und Schockraummanagement, Notfall-Intervention mit Materialüberblick, Komplikationen in der Radiologie und rechtliche Gegebenheiten. Dieses Spektrum wird noch um wichtige Aspekte bei Kindern ergänzt. Die Teilnehmer können am Ende die Referenten und die Veranstaltung im Ganzen interaktiv bewerten, wovon jeder Gebrauch machen sollte, damit wir auch bei künftigen Veranstaltungen hohe Qualität bieten können.

Wie wichtig ist die Interdisziplinarität für das Fach?

Da kann es nur eine Antwort geben: Entscheidend! Obwohl es innerhalb der Radiologie sehr viele Behandlungsmöglichkeiten gibt, wird die adäquate Therapie auch in Notfallsituationen meistens durch die klinischen Partner durchgeführt. Grundvoraussetzung ist hierbei eine funktionierende Kommunikation, was neben der menschlich-kollegialen Ebene auch die EDV-Systeme und die baulichen Gegebenheiten einschließt.

Was zeichnet einen guten Notfallradiologen aus?

Er schafft mit schneller und guter Diagnostik die Basis für eine schnelle und gute Therapie. Die Geschwindigkeit steht dabei aber im Vordergrund – und das ist essentiell. Meistens legen die klinischen Partner in Notfallsituationen besonders großen Wert auf das Urteil des Radiologen. Ganz entscheidend ist also die Fähigkeit, sehr zügig und zugleich korrekt zu entscheiden und dies so schnell wie möglich an die richtigen Stellen zu kommunizieren und auch zu vertreten. Das gilt besonders, aber keineswegs nur, für die Versorgung Schwerstverletzter.

Welche rechtlichen Aspekte im Bereich Notfallradiologie sind besonders wichtig?

Die meisten rechtlichen Aspekte leiten sich aus speziellen Konstellationen, die im Arbeitsalltag entstehen, ab. Plötzlich tauchen völlig neue Fragen auf: Wie gehe ich mit minderjährigen Patienten um, die ein Notfall sind, deren Eltern ich aber nicht erreichen kann? Oder: Wie verhalte ich mich, wenn ein klinischer Partner eine Notfallindikation stellt, die ich selbst nicht so einfach verifizieren kann? Solche Fragen sind in der Praxis von immenser Bedeutung, werden aber im Studium nicht vermittelt. Und auch im Berufsalltag hat man nicht unbedingt die Zeit, sich damit intensiv auseinander zu setzen.  Kenntnisse über Qualitätssicherungsmaßnahmen, Patientenrechtegesetze, Aufklärungspflichten, Offenlegungspflichten und judikative Instanzen sind aber unbedingt notwendig für Notfallradiologen und werden in dieser Veranstaltung mit abgedeckt.

Was wünschen Sie sich für die Entwicklung der Notfallradiologie in Deutschland?

Ich würde mich freuen, wenn es gelingt, unnötige Ängste abzubauen und die besonderen Eigenschaften eines Notfallradiologen zu fördern und damit die Akutversorgung noch weiter zu verbessern. Unter anderem ist deshalb diese FFF-Veranstaltung ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.

Vielen Dank für das Gespräch!

Hier geht’s direkt zur Anmeldung für die FFF-Veranstaltung Notfall ohne Krise.
Hier finden Sie das Programm.
Bei Fragen zur Veranstaltung oder Anmeldung wenden Sie sich gern an die DRG-Geschäftsstelle: Birgit Engelhardt, Tel: 030-91607016, engelhardt@drg.de.